ABO Energy-Krise: FDP fordert umfassende Klärung

Viele neue Fragen zum umstrittenen Windkraftprojekt Winterstein

Wehrheim. Die FDP-Fraktion Wehrheim hat für die kommende Sitzung der Gemeindevertretung am 19. Dezember 2025 eine umfassende Anfrage an den Gemeindevorstand eingereicht. Hintergrund ist der massive Absturz des Aktienkurses der ABO Energy GmbH & Co. KGaA – dem Vertragspartner aller beteiligten Gemeinden für das umstrittene Projekt Windpark Winterstein, der auf der Meldung eines Verlustes von fast der Hälfte des Eigenkapitals resultierte.

ABO Energy erwartet für 2025 statt eines prognostizierten Umsatzes von 468 bis 579 Mio. Euro nun nur noch rund 250 Mio. Euro. Anstelle des angekündigten Gewinns von 29 bis 39 Mio. Euro rechnet das Unternehmen mit einem Verlust von etwa 95 Mio. Euro – eine Entwicklung, die das Eigenkapital um rund 44 Prozent reduziert. Als Begründung nennt das Unternehmen ein Überangebot an Windprojekten, zunehmend unter Druck geratene Zuschlagshöhen sowie die daraus folgende Abwertung der Projektpipeline.

Die FDP-Fraktion Wehrheim sieht in der offenbar viel zu optimistischen Planung von Abo Energy einen weiteren Beleg dafür, dass das Projekt Windpark Winterstein von Beginn an auf wirtschaftlich höchst unsicheren Annahmen basierte. Die FDP hat sich stets klar gegen das Opfern von 35 Hektar Wald auf dem Winterstein ausgesprochen.

Mit der nun eingereichten Anfrage erwartet die FDP-Fraktion vom Gemeindevorstand unter anderem Aufklärung zu folgenden Punkten:

  • Projektstatus bei ABO Energy: Befindet sich der Windpark Winterstein nach der Neubewertung des Projektportfolios weiterhin im aktiven Portfoliobestand des Unternehmens?
  • Zeitliche Verzögerungen: Muss aufgrund der beschriebenen Marktentwicklungen mit einer Verschiebung oder gar Aussetzung der Projektumsetzung gerechnet werden?
  • Ökologische Verantwortung: Ist es angesichts eines bundesweiten Überangebots an Windkraftprojekten weiterhin zu rechtfertigen, einen so gravierenden Eingriff in Natur und Landschaft – inklusive Rodung von 35 Hektar Wald – vorzunehmen?
  • Finanzielle Sicherheit für die Gemeinde: Wie kann gewährleistet werden, dass Pachtzahlungen und die Kommunalabgabe trotz der wirtschaftlichen Schieflage von ABO Energy eingehalten werden?
  • Regelmäßige Wirtschaftlichkeitsprüfung: Überprüft die Gemeindeverwaltung konsequent, ob eine Beteiligung am Windpark unter den neuen Rahmenbedingungen für Wehrheim überhaupt noch sinnvoll ist?
  • Auswirkungen auf die Gemeindefinanzen: Welche Folgen ergeben sich für die mittelfristige Finanzplanung der Gemeinde?

Aufgrund dieser sich stellenden Fragen fordert FDP-Fraktionsvorsitzender Klaus Schumann die Bürger Wehrheims auf, sich bei der kommenden Kommunalwahl klar zu positionieren: „Wenn zentrale Eckpunkte des Projekts – wirtschaftlich wie ökologisch – so deutlich in Frage stehen, ist es aus Sicht der FDP zwingend erforderlich, dieses Projekt zu stoppen, dafür werden wir uns in der nächsten Wahlperiode weiterhin einsetzen.

Die FDP-Fraktion betont, dass der Ausbau erneuerbarer Energien grundsätzlich notwendig bleibt – jedoch nicht um den Preis unverhältnismäßiger Naturzerstörung und nicht auf Grundlage unsicherer oder erodierender Geschäftsmodelle. „Die aktuellen Entwicklungen bei ABO Energy bestätigten eindrucksvoll die seit Jahren geäußerten Bedenken der FDP“, betont FDP-Ortsvorsitzender Ingmar Rega.

Die Beantwortung der Anfrage durch den Gemeindevorstand wird in der öffentlichen Sitzung der Gemeindevertretung am 19.12.2025 erwartet.