Agrar-Diskurs: Landwirte fordern Vereinfachungen

28.02.2024
Diskutierten am 27. Februar beim „Agrar-Diskurs“ auf Einladung der FDP Wehrheim und Usingen (von links): Torben Eppstein, Katja Adler, Werner Etzel, Moderatorin Ulrike Schmidt-Fleischer, Stefan Wagner und Christian Allendörfer.

FDP Ortsverbände Wehrheim und Usingen bieten den Dialog

Wehrheim/Usingen. „Brauchen wir noch regionale Landwirtschaft?“ Unter diesen Titel stand der AGRAR-DISKURS zu dem die FDP-Ortsverbände Wehrheim und Usingen am 27.02.2024 gemeinsam eingeladen hatten. Die einhellige Antwort auf dem Podium: JA!

Die Hugenottenkirche in Usingen bot den würdigen Rahmen für die diskussionsfreudige Runde, gekonnt, charmant und mit Nachdruck moderiert von Ulrike Schmidt-Fleischer. Mit ihr diskutierten: Christian Allendörfer und Stefan Wagner (beide Vorstandsmitglieder des Kreisbauernverband Hochtaunus), Torben Eppstein (bis vor Kurzem Vorsitzender der Landjugend Hessen), Landwirt Werner Etzel (Wehrheim) und die Bundestagsabgeordnete Katja Adler (Oberursel).

Die FDP-Ortsvorsitzenden Andreas Bloching (Wehrheim) und Dr. Bernd Büchner (Usingen) begrüßten die Diskussionsgäste und das interessierte Publikum. Bloching: „Das Thema ist hochaktuell und wir wollten es mit einer eigenen Veranstaltung auch exklusiv besetzen.“ Darin waren sich Wehrheim und Usingen sofort einig. Dr. Bernd Büchner: „Wir freuen uns über das große Interesse und werden die Erkenntnisse aus der Runde nicht nur nach Wiesbaden und Berlin weitergeben, sondern auch hier auf kommunaler Ebene damit arbeiten.“ Tatkräftig unterstützt bei der Organisation wurden sie von Simone Mächold (Usingen).

In der gut zweistündigen Diskussionsrunde, bei der auch das Publikum eingebunden und Fragen aus dem Auditorium beantwortet wurden, beleuchtete Moderatorin Schmidt-Fleischer verschiedene Themen – von den Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine auf die globale und insbesondere europäische und deutsche Landwirtschaft, bis zu den Sorgen und Nöten der Landwirte bei der Nachwuchskräftesicherung.

Eines der Themen, das die Landwirte besonders umtreibt: die liebe Bürokratie. Hier forderten die Protagonisten endlich Maßnahmen und Vereinfachungen, „Taten statt Worte“, hieß es unisono auf dem Podium. Einerseits werde erwartet, dass man sich an alle Vorschriften zur Tierhaltung halte, zugleich schaffe es die Politik aber nicht, die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Was nütze es der Tierhaltung gerecht zu werden, wenn man eine Stallung plane, aber das dafür erforderliche Baurecht nicht geschaffen werden könne, weil die Behörden dem nicht rechtzeitig hinterherkämen.

Immerhin, da waren sich die Landwirte einig, hätten die Bauernproteste dazu geführt, dass inzwischen allen Parteien ein Ohr für die Landwirtschaft hätten und man in den Dialog getreten sei. Nun aber bedürfe es mehr als nur Lippenbekenntnisse. Man brauche verlässliche Vorgaben, die auch für 20 bis 25 Jahre Geltung hätten. Nur dann seinen Betriebe bereit auch kräftig in Ihre Zukunft zu investieren. Ständige und kurzfristige Änderungen von Vorgaben und Verordnungen machten es den Landwirten nahezu unmöglich langfristig zu planen.

Dass die deutschen Landwirte im intensiven Wettbewerb mit Produzenten aus aller Welt stehen, ist keine Frage. Man dürfe es den Landwirten im eigenen Land aber nicht unnötig schwer machen. Entbürokratisierung, Steuerentlastung, Zukunftssicherung – waren die Schlagworte. „Wir wollen gerne auch weiterhin für die Menschen in der Region hochwertige Lebensmittel produzieren, aber das geht nur, wenn man noch ordentliche Bedingungen hat“, so die Landwirte.

Mehr Respekt und Wertschätzung für die Arbeit der heimischen Landwirtschaft, auch dies forderten die Diskutanten. Auch aus dem Publikum, wo sich weitre Landwirte tummelten, kamen klare Worte. Individualinteressen müssten nicht konträr zur Landwirtschaft stehen. Dies gelte auch für Feldwege und landwirtschaftliche Wege, die gleichermaßen genutzt würden.

Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen – das war allgegenwärtig. Insbesondere bei der Nachwuchskräftesicherung. Es sehe zwar recht gut aus mit jungen Fachkräften, aber diese benötigten dringend verbindliche Aussagen und Entscheidungen für die Zukunft.

Was sie sich von der Politik wünschten, fragte Schmidt-Fleischer zum Ende der Diskussion. Allendörfer appellierte, dass „endlich im Sinne der Landwirtschaft“ gehandelt werde. Landwirt sei für ihn mehr als ein Beruf, es sei Berufung. Etzel und Wagner sprachen von der Natur, die den Landwirten jedes Jahr neue Herausforderungen biete, riesige Aufgaben für die es der Unterstützung aus der Politik bedürfe. Und Eppstein: „Die Landwirtschaft ist abwechslungsreich und anspruchsvoll. Sie ist wichtig für die Menschen. Im Normalfall hat jeder von uns 3 Mal am Tag eine Berührung mit der Landwirtschaft, wenn es zu den Mahlzeiten geht und Lebensmittel von uns Landwirten auf dem Teller landen.“

Und nicht nur das: Landwirtschaft sei viel mehr als das Produzieren von Lebensmitteln. Sie stehe auch für Heimatverbundenheit und Nachhaltigkeit, aber auch das „Erlebnis“ Bauernhof. Dort ein paar Tage in einer Ferienwohnung Quartier zu beziehen und als Familie Urlaub zu machen und bei der Arbeit mitzuwirken, auch das sei insbesondere regionale Landwirtschaft.

Am Ende der Veranstaltung überreichten die Landwirte ein Dossier mit ihren Forderungen an Bundestagsabgebordnete Adler, die zusicherte, diese in Berlin in die Diskussion einzubringen.

Für die Ortsverbände der Liberalen in Wehrheim und Usingen steht fest: sie werden auch weiterhin offene Ohren für die Bedürfnisse der Landwirte haben.