Erhalt des Roten Rathauses braucht ein tragfähiges Fundament

Wehrheim. Die öffentlich-rechtlichen Aufgaben einer Gemeinde sind gesetzlich klar umrissen. Alle freiwilligen Leistungen darüber hinaus konkurrieren um die nicht gebundenen finanziellen Mittel. Wenn also erst einmal die Personal- und Verwaltungskosten und die laufenden Ausgaben der Gemeinde beglichen sind, kann verbleibende Geld auf freiwillige Ausgaben verteilt werden. Hierbei konkurrieren dann beispielsweise Schwimmbad mit Seniorenfahrt, Schülerbetreuung mit Ferienspielen oder Vereinsförderung mit der Förderung sozialer Initiativen.

Ihre Einnahmen erzielt die Gemeinde im Wesentlichen durch Steuern. Die sollten aber nicht immer weiter erhöht werden, um die Wehrheimerinnen und Wehrheimer nicht stärker zu belasten. Vielmehr müssen wir unsere Ausgaben im Griff behalten. Wie wir vom Rechnungsprüfungsamt des Hochtaunuskreises wissen sind die Pro-Kopf-Kosten je Einwohner/in Wehrheim rund 30 Prozent höher als im Kreisdurchschnitt.

Die Gemeinde Wehrheim leistet sich zwei Rathäuser, vier Bürgerhäuser, die alte Kirche in Obernhain, die alte Schule, das Backhaus und die Kaserne in Pfaffenwiesbach. Alle diese Gebäude müssen unterhalten werden, wenn man sie nicht verrotten lassen will. Eigentum verpflichtet.

Die Frage ist: Wie viele dieser Immobilien kann sich die Gemeinde überhaupt leisten und welche Auswirkungen hat dies langfristig auf den Wehrheimer Haushalt, die Steuerbelastung für unsere Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen und letztlich auf die freiwilligen Leistungen für alle Bereiche?

Die Freien Demokraten stellen sich diese Frage nicht erst seit heute. Schon beim Umzug der Verwaltung in das neue Rathaus haben wir angeregt nach einer neuen und langfristig tragfähigen Nutzung für das Rote Rathaus zu suchen. „Es geht nicht darum das Rote Rathaus zu verkaufen, sondern dieses historisch wichtige und denkmalgeschützte Gebäude für Wehrheims Bürgerinnen und Bürger zu erhalten“, meint der FDP-Fraktionsvorsitzende Klaus Schumann.

Dabei ist es wichtig, dass dieses eine breite Nutzung durch die Bürgerinnen und Bürger sowie Vereine Wehrheims erfährt. Lagerflächen finden sich auch andernorts, etwa im Dachstuhl des Verwaltungsgebäudes in der Wehrheimer Mitte.

Das Rote Rathaus ist identitätsstiftend für Wehrheim und für viele Menschen mit persönlichen Erinnerungen und Begegnungen verbunden. Wir möchten es daher für möglichst viele Wehrheimer nutzbar und begehbar machen, wie es etwa Alt-Bürgermeister Helmut Michel (CDU) einst vorgeschlagen hat und die Gemeindebücherei dort unterbringen wollte. „Das ist eine großartige Idee, die das Potenzial des Gebäudes erfasst. Was für ein tolles Ambiente für Leseabende, Vorlesetage und so viele menschenverbindende Veranstaltungen. Typisch Alt-Bürgermeister Michel“, meint FDP-Fraktionsgeschäftsführerin Tanja Kaspar, die die Freien Demokraten auch im Ausschuss für Soziales, Jugend, Sport und Kultur vertritt. Dies wäre eine allgemeine Nutzung, die durch die Nutzung als Standesamt und durch Vereine sinnvolle ergänzt werden kann. „Vorstellbar wäre auch eine ergänzende gastronomische Nutzung in Form eines Ratskeller-Pubs. Damit könnten auch Mieteinnahmen für die Gemeinde erzeugt werden und der Ortskern würde eine weitere Bereicherung erfahren“, so Wehrheims FDP-Ortsvorsitzender Andreas Bloching.     

Deshalb fordern die Freien Demokraten eine Gesamtbetrachtung, ein zukunftssicheres Nutzungskonzept, welches bisher fehlt und eine Kalkulation der Kosten, die zu erwarten sind, um das Rote Rathaus breit und langfristig zu nutzen.  

Jeder weiß, dass eine volle Kostendeckung nicht zu erzielen ist, aber eine transparente Kosten-Nutzen-Betrachtung ist notwendig, um die Risiken für den Wehrheimer Haushalt abschätzen zu können. „Und das Konzept und die Kostenrechnung sind auch notwendig, um die Sanierung gegebenenfalls aus einem Landesförderungstopf mitfinanzieren zu lassen“, gibt Schumann zu bedenken.

Im Zuge des Umzugs der Verwaltung in das neue Rathaus gab es die Idee einer Bürgerstiftung für das Rote Rathaus, die sogar von Bürgermeister Gregor Sommer (CDU) angeregt worden war. „Die Kosten (für das Rote Rathaus) dürfen nicht an der Gemeinde hängen bleiben“, sagte der damalige HFA-Vorsitzende Uwe Engeland (CDU) und ging sogar noch weiter: „Wir können es uns nicht leisten, hier einen Museumstempel einzurichten.“ (Quelle: Taunus Zeitung, Mai 2010). Leider wurde dieser Gedanke der Bürgerstiftung nicht umgesetzt, trotz mehrfacher parlamentarischer Nachfragen, auch seitens der FDP.

Wir glauben nicht, dass sich die Gemeinde in den zurückliegenden Jahren wirklich um eine tragfähige Lösung für das Rote Rathaus bemüht hat. Dass nun allein die Sanierung der Fassade des Roten Rathauses voraussichtlich 250.000 Euro kosten soll (selbst diese Position ist nicht gesichert), ist ein weiteres Beispiel dafür, dass hier in den vergangenen Jahren unter CDU-Ägide ohne einen erkennbaren Plan gearbeitet worden ist.

Deshalb ist es endlich an der Zeit genau hinzusehen und ein tragfähiges Konzept für das Rote Rathaus zu schaffen. Nur dann können wir den Erhalt des Roten Rathauses als wichtiges Kulturgut sicherstellen.

Wir erinnern auch an die FDP-Anfrage zum Thema aus dem Jahr 2012: