René Rock in Wehrheim: Herausforderungen für Hessen bei Digitalisierung und Bildung
Landes-FDP betont dringenden Handlungsbedarf in Kitas und Schulen
Wehrheim. Welche Rolle die Digitalisierung für die Bildung spielt, wie wichtig sie gerade im schulischen Bereich ist, wo es Defizite gibt und was passieren muss, damit Deutschland und Hessen in der Welt nicht abgehängt werden, darauf gab
René Rock Antworten in seinem Vortrag „Digitalisierung und Bildung. Herausforderungen für Hessen.“ am Dienstag,
7. Februar 2023, und auf Einladung des FDP-Ortsverbands Wehrheim im Bürgerhaus Wehrheim. René Rock ist Fraktionsvorsitzender der Landes-FDP und unter anderem Sprecher für die Themen frühkindliche Bildung, Energiepolitik und Medienpolitik der hessischen Liberalen.
Wehrheims FDP-Ortsvorsitzender Andreas Bloching begrüßte die Gäste und leitete in den Vortrag ein. Denn auch im Hochtaunuskreis, der über 59 Schulen verfügt und neben zahlreichen Aufgaben auch für die EDV und Digitalisierung zuständig ist, sei in Sachen Digitalisierung noch „Luft nach oben“. Bloching: „Die Corona-Pandemie hat gezeigt, welch große Bedeutung die Digitalisierung hat und wie wichtig eine moderne und zeitgemäße Ausstattung ist. Die Pandemie hat zum Teil schonungslos offengelegt, wo die Schulen bei der Digitalisierung tatsächlich stehen.“ So sei fast jede Schule anders mit der Situation und Herausforderung umgegangen, auch weil diese unterschiedlich auf den Ernstfall vorbereitet gewesen seien. „Manche haben es besser gemacht, manche schlechter. Vor allem, weil sie sehr unterschiedlich ausgestattet waren. Nicht selten war zu hören, dass zwar Tablets für den Distanzunterricht beschafft werden konnten, es aber an ausreichend Fachkräften mangelt, die in der Lage sind, Programme einzurichten, um die Tablets auch nutzen zu können.“
Rock nahm dies sogleich auf: Man habe in Hessen weder ein Finanzierungs- noch ein Erkenntnisproblem, sondern vielmehr ein erhebliches Defizit bei der Umsetzung und verwies auf den „Digitalpakt Schule“. Dort seien die zur Verfügung gestellten Mittel nur schleppend abgerufen worden. Auch nütze es gar nichts, wenn die schwarz-grüne Landesregierung in Wiesbaden neue Lehrerstellen proklamiere, es aber kein Personal dafür gebe. Auch könne es nicht sein, dass Lehrerinnen und Lehrer einen Teil der wertvollen Unterrichtszeit damit verbringen müssten dafür zu sorgen, dass die Technik funktioniere.“ Rock weiter: „Wenn ich in Schulen komme, die immer noch mit Overhead-Projektoren arbeiten, dann weiß ich schon, wie es um die Digitalisierung dort bestellt ist.“
Auch stünden über 20 % der Schulen in Hessen ohne gigabitfähige Internetversorgung da, was die Grundvoraussetzung für eine zeitgemäße Schule sei. „Bei der Elternbefragung der Initiative D21 hat unser Land ein ganz schlechtes Zeugnis erhalten. Bei der Nutzung digitaler Geräte und von Anwendungen liegt Hessen zusammen mit Sachsen-Anhalt hinter allen anderen Bundesländern.“
Rock betonte die dringende Notwendigkeit, Kitas und Schulen im Land flächendeckend mit moderner Infrastruktur zu versorgen. „Wir müssen Spaltung unbedingt vermeiden. Denn gute digitale Bildung ist ein wichtiger Baustein für Chancengleichheit.“ Kinder, so Rock weiter, würden heutzutage mit digitalen Medien aufwachsen , deshalb sei es unverzichtbar, ihnen schon früh und rechtzeitig den richtigen Umgang damit zu vermitteln. Digitale Bildung fange deshalb schon in der Kita an.
Auf der Agenda der FDP in Hessen stehen daher ein Förderprogramm für Infrastruktur und Ausstattung, der Ausbau von Fortbildungsangeboten und die Schaffung eines Fortbildungsbudgets, verstärkte Kooperationen mit Initiativen wie „Haus der kleinen Forscher“, Einrichtung eines Atlas „Digitalisierung in der frühen Bildung“ um Angebote aufzuzeigen, sowie die Anpassung des Bildungs- und Erziehungsplans an den aktuellen Forschungsstand.
In den Schulen müsse dringend die digitale Infrastruktur ausgebaut werden. „Alle Schulen im Land brauchen gigabitfähiges Internet und eine vollständige WLAN-Ausleuchtung. Und sie brauchen dringend Ressourcen für den IT-Support“, sagte Rock. Die Versorgung der Lehrerschaft und der Schüler mit digitalen Endgeräten müsse nach Ansicht der FDP dabei gar nicht zentral erfolgen. Wer bereits über ein eigenes und funktionsfähiges Gerät verfüge, solle dies nutzen können. Rock: „Das schont auch Ressourcen. Wer über kein eigenes Gerät verfügt, der soll die Möglichkeit erhalten, ein Leih- oder Leasinggerät zu beziehen.“
René Rock referierte im Bürgerhaus Wehrheim und auf Einladung der FDP Wehrheim zum Thema „Digitalisierung und Bildung. Herausforderungen für Hessen.“
Ferner forderte Rock einen flächendeckenden Informatik-Unterricht in ganz Hessen bereits in der fünften und sechsten Jahrgangsstufe, beginnend mit zwei Unterrichtseinheiten pro Woche. Auch die Ausbildungs- und Weiterbildungskapazitäten für Informatik-Lehrkräfte müssten erhöht werden. Ebenso gelte es, spezielle Fortbildungsformate für Lehrkräfte zu entwickeln, insbesondere auch im Bereich der Medienpädagogik. Das Erlangen von digitalen Grundkompetenzen von Lehrkräften müsse Teil der Lehrerausbildung werden.
Plattformen mit hybriden Formaten müssten verstärkt angeboten werden, auch im Bereich der Kitas und Grundschulen. Oft könnte nur ein erziehungsberechtigter Elternteil an einem Präsenzelternabend teilnehmen, weil der andere sich beispielsweise Zuhause bleiben müssen, damit die Kinder dort nicht allein sind. „Das hybride Format würde es eine Teilnahme beiden Elternteilen ermöglichen.“
Rock verwies in seinem Referat auch auf die Möglichkeiten des Einsatzes künstlicher Intelligenz im Unterricht. KI-basierte Technologien würden es beispielsweise Lehrkräften ermöglichen, Schüler besser zu unterstützen. So gebe es längst geeignete Anwendungen, die automatisiert Aufgaben kontrollierten. Die KI erkenne, wo ein Schüler stark sei und wo er Schwächen habe. Sie spiele dann automatisch Aufgaben aus, die sich mit den Defiziten befassten.“ Der FDP-Fraktionsvorsitzende im Landtag spricht sich deshalb für Pilotprojekte von KI-Innovationsschulen in Hessen aus, um Erfahrungen zu sammeln. Auch die Einrichtung eines Pools von KI-gestützter Anwendungen sei zu verfolgen.
In der an den Vortrag anschließenden Diskussionsrunde nutzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer reichlich die Gelegenheit für Fragen und brachten eigene Anregungen mit in die Debatte um die Zukunft von Digitalisierung und Bildung ein. „Der Abend hat gezeigt, wie wichtig diese Thematik ist“, konstatierte Bloching und bedankte sich für das Interesse an der Veranstaltung der FDP Wehrheim.