Wasserressourcen besser managen

07.03.2024

Experte gibt Einblicke bei Info-Reihe von FDP, Grünen und SPD

Jeder kann seinen Beitrag leisten – zum Sparen von Frischwasser und damit auch bei den Kosten. Und nicht nur das: Auch bei Starkregenereignissen lässt sich etwas tun. Beim zweiten Teil von „Wassernutzung – Was tun?“ im Rahmen der Informationsreihe von Bündnis 90/Die Grünen, FDP und SPD sprach Experte Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel vor interessierten Bürgerinnen und Bürgern im großen Saal des Wehrheimer Bürgerhauses. Dabei warben die drei Kooperationspartner in der Wehrheimer Gemeindevertretung weiter für das Zisternen-Förderprogramm der Gemeinde. Denn auch in 2024 stehen im Haushalt Mittel zur Verfügung.

Wehrheim. Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch im Hochtaunus deutlich spürbar. Wasserknappheit in den trockenen, heißen Sommern sowie Starkregenereignisse mit Überflutungen nehmen zu. Wie können wir uns besser darauf vorbereiten? Wie können wir das Eigenheim besser schützen und wie lässt sich Frischwasser sparen? Die Antworten lieferte Prof. Dr. Peter Cornel, seines Zeichen Universitätsprofessor der TU Darmstadt im Ruhestand. Der Oberurseler befasst sich seit über 40 Jahren mit der Thematik Wasser- und Wassermanagement.

In seinen einleitenden Begrüßungsworten wies Moderator Ingmar Rega (Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaften und Forsten in der Gemeinde Wehrheim und Fraktionsmitglied der FDP) auf die Auswirkungen von Wasserknappheit in den Sommermonaten der vergangenen Jahre in Wehrheim und die zunehmende Gefahr von Starkregenereignissen als Folgen des Klimawandels hin. Auch Wehrheim bekomme dies zu spüren. Deshalb ist es den Kooperationspartnern Grüne, FDP und SPD wichtig, mit Veranstaltungen immer wieder für besondere Themen zu sensibilisieren. So hatten die drei Fraktionen bereits in 2023 über Fragen zum Zisterneneinbau und zweiter Wasserkreislauf, sowie Energie (u.a. Photovoltaik) gut besuchte Info-Abende präsentiert.

In seinem Vortrag betonte Cornel, dass der Klimawandel längst Realität ist. Dies belege allein die Anzahl zunehmender Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius, die sich seit 1950 verdreifacht hätten. „9 der 10 wärmsten Tage in Deutschland fallen in das aktuelle Jahrhundert“, so Cornel. „Längere Trockenperioden, Dürre und Waldbrände nehmen zu und die Grundwasserbildung nimmt ab.“ Deshalb bedürfe es eines an die Bedingungen angepasstes Wasser-Ressourcenmanagements für Trinkwasser, Wasser für die Landwirtschaft sowie Wasser für Industrie und Gewerbe. Auch die Nutzung alternativer Wasser-Ressourcen nehme an Bedeutung zu, wie das Sammeln von Regenwasser in Zisternen und die Wasseraufbereitung und Wiederverwendung.

Rund 127 Liter je Tag und Person werden in Deutschland durchschnittlich an Frischwasser im Haushalt und in Kleinbetrieben verbraucht, davon 36 Prozent für die Körperpflege, aber auch 27 Prozent für die Toilettenspülung. Für letztere könne der Einbau eines zweiten Wasserkreislaufs und die Nutzung von Zisternenwasser den Verbrauch an Frischwasser drastisch reduzieren. Cornel warb für die Nachrüstung, denn bei jedem Neubau sei es ohnehin angezeigt, den zweiten Wasserkreislauf zu realisieren. „Es muss nicht immer die Nutzung von hochwertigem Trinkwasser sein“, so Cornel.

Cornel betonte die dringende Notwendigkeit für Gemeinden und Städte die Wassernutzung in die Gestaltung von Siedlungen und deren Infrastruktur zu integrieren und mahnte eine „wassersensible Siedlungsentwicklung“ an. Zugleich sei es von großer Bedeutung, Siedlungen besser vor Starkregenereignissen zu schützen. Auch wenn es keinen 100-prozentigen Schutz geben könne, so seien geeignete Maßnahmen umzusetzen, um das Ausmaß von Schäden im Ereignisfall deutlich zu mildern. Dazu gehörten beispielsweise:

  • Keine bzw. angepasste Neubauten in so genannten Überschwemmungsgebieten
  • Begrenzung der Flächenversieglung (kommunal und privat) sowie die Entsiegelung von Flächen
  • Schaffung von multifunktionalen Rückhalteflächen
  • Einsatz von Retentionszisternen und Rigolen (Pufferspeicher, die eingeleitetes Regenwasser aufnehmen, um es nach und nach zu versickern)
  • Schaffung von Rückhaltebecken oberhalb bebauter Gebiete

Fließpfadkarten, wie es sie auch für die Gemeinde Wehrheim existieren, geben Hinweise, wie sich das Wasser bei Starkregenereignissen voraussichtlich den Weg sucht. Diese gelte es regelmäßig zu überprüfen und zu berücksichtigen.

Auch der Wasserrückhalt im Wald sein von Bedeutung. Hierzu ergänzte Rega, dass im Wehrheimer Wald in jüngerer Vergangenheit von der Revierförsterei in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde an verschiedenen Stellen Mulden und Biotope geschaffen wurden, um das Wasser im Wald zu halten. Dort könne es dann auch zum besseren Wuchs der Vegetation beitragen. Auch auf landwirtschaftlichen Flächen, so Cornel, gelte es den Regenwasserabfluss zu minimieren.

„Renaturierungsmaßnahmen, wie durch den NABU am Bizzenbach im gleichnamigen Tal erfolgt, sind ebenso wichtige Beiträge“, betonten Grüne, FDP und SPD. Heidrun Mony, Fraktionsvorsitzende der Wehrheimer SPD: „Was unter anderem verhindert, dass der Bach bei Starkregen noch mehr Wasser in der Ortslage Wehrheim führt.“

Bei versiegelten Flächen, insbesondere bei überflutungsgefährdeten Straßen und Plätzen, müsse man deren Gestaltung anpassen, um Schäden zu minimieren. Etwa durch den Einbau von hohen Bordsteinen und Schwellen zu Tiefgaragen.

Auch individuelle Schutzmaßnahmen durch Bewohner und Gewerbetreibende seien sinnvoll, um Eingangsbereiche besser zu sichern. Jeder Eigentümer sei aufgerufen zu überprüfen, ob sein Anwesen über eine Rückschlagklappe verfüge. Andernfalls sei diese dringend nachzurüsten. Auch das vollständige Pflastern in Versiegeln von Parkplätzen auf eigenen Grundstücken sei unnötig. Cornel: „Autos können auch auf Rasengittersteinen parken.“

Vor allem der Einsatz von Zisternen bewirke einiges. Das Regenwasser werde gesammelt und entlaste die Kanalsysteme. Zugleich diene es bestens für die Gartenbewässerung in Trockenzeiten.

Hier hat die Gemeinde mit dem Zisternenförderprogramm in 2023 Anreize geschaffen, wie Dr. Torsten Kunz, Vorsitzender des Ausschusses für Bauen und Umwelt und Fraktionsmitglied der Grünen) ausführte. In 2023 haben elf Grundstückeigentümer in Wehrheim das Förderprogramm bereits in Anspruch genommen. Noch viel mehr sogar das Energieförderprogramm Photovoltaik. Auch in 2024, dies betonte Kunz, habe die Gemeindevertretung wieder finanzielle Fördermittel für Zisternen und Photovoltaik in den Wehrheimer Gemeindehaushalt eingestellt.

Alle Informationen zu den Förderbedingungen können auf der Internetseite der Gemeinde unter www.wehrheim.de eingesehen werden. Dort gibt es auch die Antragsformulare.

Direktlink:
https://www.wehrheim.de/bauen-umwelt/umwelt-abfallwirtschaft/foerderprogramme/

Die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, FDP und SPD in der Wehrheimer Gemeindevertretung freuen sich über das Interesse an ihrer Veranstaltungsreihe. „Dies zeigt, wie wichtig solche Informationsformate sind“, sagen die drei Fraktionsvorsitzenden Hanns-Joachim Schweizer (Grüne), Klaus Schumann (FDP) und Heidrun Mony (SPD).